Adventsrätsel

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Emma

34, Weiblich

Ravenclaw Orden des Phönix Auror Heiler/Ärzte Animagi Halbblut

Beiträge: 7338

Re: Adventsrätsel

von Emma am 20.12.2009 23:51

22.12

Diese Fanfiction fand ich auf eine Seite und muss sagen, die Paar-Kombination hier ist recht amüsant

Bittersüße Weihnachten

"Eine neue Erinnerung hinzufügen..." Immer wieder rief sich Sybill Severus' Worte ins Gedächtnis. Heute Abend war der große Weihnachtsball, und sie wollte endlich einmal nicht allein in einer Ecke sitzen und nur das Essen in sich reinstopfen. Sybill hatte nie richtig zaubern gelernt, aber an diesem Tag kramte sie in alten Schulunterlagen, um sich für das große Fest zurechtzumachen. Sie probierte zunächst einen einfachen Zauber, um ihre Haare in eine ansprechende Frisur zu verwandeln. Nun ja, die Haare waren jetzt unordentlich aufgesteckt, aber das trugen die anderen jungen Mädchen auch oft, wenn sie nach Hogsmeade aufbrachen, um ein Date mit einem jungen Zauberer zu haben.

Ein Kleid… Sybill riss ein Kleid nach dem anderen aus ihrem Schrank: Zu bunt, zu alt, zu lumpig, zu grob, zu bieder... Sie seufzte auf. Da fiel ihr der schwarze Samtstoff ein, den sie sich einmal gekauft hatte, um damit ihren Kartenlegetisch zu dekorieren. Wenn sie jetzt noch den richtigen Spruch dazu fand, dann könnte dieser Stoff sich recht aufregend um ihren Körper legen. Nach etwa zehn vergeblichen Versuchen, ein Kleid zu zaubern, drehte sich Trelawney zaghaft vor ihrem Spiegel.

Ja, wirklich fraulich, fast sexy. Sie kicherte. Ob Severus ein tiefes Dekolleté beeindrucken würde?

Sie ließ es, wie es war. Jetzt kam das Schwierigste: Ihre Augen. Ohne Brille war sie praktisch blind und hätte glatt die große Motivtorte umgerannt. Auf der anderen Seite traute sie sich nicht, einen Augenkorrekturzauber an sich anzuwenden. Sie blätterte weiter in ihren alten Schulbüchern.

"Oculi Aquilae - Adleraugen für 12 Stunden" Das war genau das, was sie brauchte. Sie murmelte die Formel und sah plötzlich alles nur noch verschwommener. Ganz toll. Jetzt hatte sie sich mit völliger Blindheit gesegnet. Den Ball konnte sie jetzt ja vergessen, wenn sich nicht einer erbarmte, sie den ganzen Abend am Arm zu führen.

Sybill riss sich wütend auf sich selbst die Brille von den Augen, die sich mit dicken Tränen füllen wollten. Es war alles klar. Sie sah sich gestochen scharf in ihrem Spiegel. Eine gar nicht mal so unattraktive Frau mit Hochsteckfrisur in einem sehr gewagten, schwarzen Kleid. Es hatte geklappt. Sie probierte schnell das Make-up aus, was sie sich vor Jahren einmal in einem Anflug von Sentimentalität zugelegt hatte und betrachtete zufrieden ihr nun strahlendes Gesicht.

Mit klopfendem Herzen und unsicheren Schritten betrat Sybill Trelawney wenig später die große Halle, in welcher der große Weihnachtsball schon in vollem Gange war. Zunächst beachtete die schwarz gekleidete Frau niemand, bis auf einmal die Patil-Zwillinge mit Lavender Brown aufgeregt die Köpfe zusammensteckten.

"Ist das Trelawney? Das gibt's doch gar nicht. Die kann ja richtig gut aussehen", meinte Lavender.
"Ja, wie bei so einer Vorher-Nachher-Show", pflichtete ihr Padma bei.

Schüchtern gesellte sich Sybill zu den anderen Lehrern, die sich etwas abseits der Tanzfläche mit Champagner zuprosteten. Severus hatte sie noch nicht ein einziges Mal angesehen.

"Meine Liebe, Sie sehen fantastisch aus. Ich hätte Sie fast nicht erkannt", nahm Minerva sie leicht in den Arm.

Flitwick umsprang die Wahrsagerin wie ein Gummiball. "Darf ich Ihnen ein Glas Champagner reichen, verehrte Kollegin? Ich denke, Sie sind heute die Königin des Balls!"

Sybill errötete und senkte den Blick, dann stürzte sie hastig den Champagner hinunter, denn Severus hatte sich gerade umgedreht und kam nun mit langen Schritten und zusammengekniffenen Augen auf sie zu. Dann nickte er ihr knapp zu und ließ sich von einem Hauselfen ein Glas Whiskey reichen. Mit scheinbar unbeteiligtem Gesicht stellte er sich neben Trelawney und betrachtete die tanzenden Paare. Dann beugte er sich leicht zu ihr und raunte ihr ins Ohr: "Du siehst umwerfend aus, Eisprinzessin. Ich möchte, dass der Schwarze Schwan heute Nacht nur für mich tanzt."

Schauer liefen Sybill den Rücken hinab und sie dachte, dass ihre Beine jeden Moment ihren Dienst versagen würden, als Severus ihren Arm nahm und sie zur Tanzfläche zog. Severus führte sie mit gekonnten Schritten über die Fläche und hielt sie doch so sacht in seinen Armen, dass Sybill das Gefühl hatte, 10 Zentimeter über dem Boden zu schweben. Sie strahlte ihn glücklich an.

"Du möchtest diesen Ball möglichst bald verlassen, hab ich recht?" fragte sie ihn.

"Ja, ich ertrag die Blicke dieser Tölpel hier nicht und möchte mit dir allein sein. Meinetwegen auch bei Butterbier in der Schlossküche."

Snape tanzte sie in Richtung Ausgang.

"Aber du musst noch deine Torte enthüllen und die Hooch-Figur muss noch fliegen. Bitte, Severus. Ich möchte die strahlenden Augen der Gäste hier sehen."

Severus entließ sie mit einem Handkuss und schritt zur noch verhüllten Tafel, auf der die Motivtorte stand. Er murmelte einen Zauberspruch, riss das Tuch fort und verkündete mit dunkler Stimme, dass die Kuchenschlacht beginnen könne. Ein Raunen ging durch die Menge und alle drängten zur Tafel, um das Kuchenwerk zu bestaunen. Man lachte und knuffte sich, wenn man seine Figur oder die eines Lehrers erkannt hatte. Minerva klatschte in die Hände "Meine lieben Gäste, ein frohes Fest und guten Appetit, die Torte darf jetzt geplündert werden. Wer seine Figur erkennt, darf sie selbstverständlich behalten."

Sybill schnappte sich das Snape-Gebilde aus Lakritz und Zuckerguss und stellte sie an den Rand.

"Komm, mein schöner Schwan", Severus ergriff ihre Hand und zog sie unbemerkt aus der Menge. "Wir feiern jetzt unser Weihnachtsfest. Eigentlich ist es ja schon fast ein Jahrestag."

Der Tränkemeister zog Sybill mit sich durch die Gänge, hinunter in die Kerker. In seinen Gemächern entfachte er das Feuer neu und zündete mit einem Schwenk seines Zauberstabs ein Meer von Kerzen, bis alles in einem goldenen Schein erstrahlte.

"Bist du bereit für eine neue Erinnerung?" flüsterte er ihr leise ins Ohr. Sybill hatte Gänsehaut am ganzen Körper und sie lehnte ihr Gesicht an seine Brust.

"Bin ich, aber ich habe auch ein bisschen Angst. Ich habe im vergangenen Jahr nichts dazugelernt. Ich möchte dich nicht enttäuschen."

"Du bist schöner denn je und du hast mich heute schon so überrascht, was sollte noch schiefgehen?"

Snape hob sie sanft hoch und trug sie in sein Schlafzimmer, wo er sie zärtlich auf sein Bett niederlegte. Sanft streifte er ihr die Schuhe von den Füßen und schob ihr Kleid bis zu den Hüften hoch. Sybill biss sich in den Handrücken, um nicht laut aufzuseufzen. Severus küsste sich bis zu den Oberschenkeln hoch und setze sich dann auf. Mit einem weiteren Schlenker seines Zauberstabs war er bis auf die Unterhose entkleidet.

"Diese vielen Knöpfe sind zwar schön, kosten aber unnötig Zeit. Ich will dich jetzt, Eisprinzessin!"

Sibyll richtete sich ebenfalls auf, zog sich das Samtkleid über den Kopf und saß nun in schwarzer Spitzenunterwäsche und halterlosen Strümpfen vor ihm. Schamhaft kreuzte sie die Arme vor ihrer Brust. "Entspricht es immer noch deinen Vorstellungen?" fragte sie schüchtern.

"Du machst mich wahnsinnig, schöne Seherin!"

Severus beugte sich über sie und zwang sie so, sich hinzulegen. Mit zarten Küssen bedeckte er ihren ganzen Körper und massierte dabei sanft ihre vollen Brüste.

Liebevoll knabberte er an ihrem Hals und hauchte ihr ins Ohr: "Ich will Haut an Haut spüren, erlaubst du?"

Sybill nickte stumm. Severus murmelte ein paar Worte und beide lagen nackt aufeinander.

"Es ist, als sei ich nie woanders gewesen", raunte er und drang sanft in sie ein. Als wären sie füreinander geschaffen, fanden beide den vertrauten Rhythmus und klammerten sich wie Ertrinkende kurz vor dem Höhepunkt aneinander.

Mit einem leichten Grollen rollte sich Snape von der Frau runter, mit der er gerade den Sternen so nahe gewesen war, und zog sie in seine Arme. Liebvoll strich er ihr ein paar Haarsträhnen, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatten, aus dem Gesicht.

"Lass uns ein wenig ruhen, die Nacht ist noch lang." Er zog sie fester an sich.

"Das ist wie in diesem Muggel-Märchen vom Aschenbrödel. Wenn der Morgen graut, dann wird der Zauber von mir abfallen und ich bin wieder Sybill Trelawney und nicht dein Schwarzer Schwan." Sybill barg traurig ihr Gesicht in seine Armbeuge.

"Du wirst immer meine Eisprinzessin sein und der Schwan, der nur für mich sein süßes Lied der Lust gesungen hat.“

Damit sanken beide in einen leichten Schlaf, eng aneinander gekuschelt.

Der Morgen brach heran und Sybill schlug die Augen auf. Nur schemenhaft konnte sie den geliebten Mann neben sich erkennen. Sanft rüttelte sie ihn.

"Severus", flüsterte sie, "bitte wach auf."

Severus grunzte leise, schlug die Augen auf und blickte sie liebevoll an. "Guten Morgen, Liebes. Haben wir etwa die ganze Nacht verschlafen?" Er vergrub seinen Kopf an ihrer Brust.

"Severus, ich kann dich nicht mehr richtig sehen, und meine Brille ist oben in meinem Turm. Allein schaffe ich nicht mehr den Weg dorthin. Hilfst du mir?"

Trelawney sah ihn mit unsicherem Blick an. "Der Schwan ist wieder ein Entlein. Ich bitte dich noch um eines: Noch so ein Jahr überlebe ich nicht. Mit Erinnerungen an dich und uns. Bitte Sev, wenn du mich in meine Räume gebracht hast, worum ich dich bitte, dann nimm mir die Erinnerung an diese Nacht. Ich kann es nicht noch ein weiteres Jahr ertragen, dich zu spüren und daran zu denken, dass ich einmal glücklich war."

Severus sah die Frau, die in seinen Armen lag, lange nachdenklich an.

"Wenn du es so willst", sagte er schließlich rau, "dann werde ich tun, was du wünschst. Meine Erinnerung wird verschlossen in jenem Schrank dort stehen, bis wir sie eines Tages gemeinsam wieder beleben werden."

Damit stand er auf und kleidete sich mit versteinerter Miene an.

"Meine Sachen, wärst du so lieb und hilfst mir? Ich weiß nicht, wo ich sie…“

"Lass nur", entgegnete er, schnappte sich ihre Kleidung, schlang sie in ein Laken und hob sie sanft auf.

"Ich werde dich in dein Bett tragen. Ich würde dich bis ans Ende der Welt tragen, Liebste.“

Auf dem Weg in ihren Turm schmiegte sich Sybill fest an den Mann, der sie dazu gebracht hatte, sämtliche Engel im Himmel singen zu hören und sog noch einmal den so vertrauten Duft tief ein. Severus bettete seine Angebetete auf ihr Bett und deckte sie zu. "Schlaf gut, Liebes!" Dann murmelte er
eine Formel und machte sich auf den Weg in die Kerker. Auf dem Weg dorthin zog er einem Ravenclaw-Pärchen 100 Punkte ab, weil diese immer noch knutschend in einer Nische saßen.

"Ihr Haus startet mit einem satten Minus ins neue Jahr", höhnte er.

"Aber das neue Jahr hat noch gar nicht begonnen!" rief der verpickelte Jüngling.

"Dann buchen Sie es als Vorschuss auf ihr Soll-Konto!" schnarrte Snape und verschwand in seinem Reich.

Um 9 Uhr am 1. Weihnachtstag tastete Sybill Trelawney wie jeden Tag als Erstes nach ihrer Brille auf dem Nachttisch. Sie fühlte nichts außer einem unbändigen Hunger. Weihnachten! Es würde ein fürstliches Frühstück geben.

Das Ziehen in ihren Lenden ignorierend, verrichtete sie ihre Morgentoilette und zog sich an: Einen Strickpullover in Grün über einer roten Bluse, einen schwarzen, weiten Rock, bequeme Schürstiefel, die Haare mit den Händen in Form gebracht, so betrat sie die zum Frühstück umgestaltete Große Halle. Schüchtern ließ sie sich mit knurrendem Magen neben Professor Snape nieder.

"Professor Snape, würden Sie mir bitte die Butter reichen", piepste sie.

Dass Severus beim Heranreichen sanft ihre Hand berührte, bemerkte sie nicht einmal.

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Re: Adventsrätsel

von Emma am 20.12.2009 23:55

23.12


Weihnachtswunder
Durch den Flockenfall
klingt süßer Glockenschall,
ist in der Winternacht
ein süßer Mund erwacht.

Herz, was zitterst du
den süßen Glocken zu?
Was rührt den tiefen Grund
dir auf der süße Mund?

Was verloren war,
du meintest, immerdar,
das kehrt nun all zurück,
ein selig Kinderglück.

O du Nacht des Herrn
mit deinem Liebesstern,
aus deinem reinen Schoß
ringt sich ein Wunder los.

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Re: Adventsrätsel

von Emma am 20.12.2009 23:58

24.12 - Heilig Abend
Es gibt da zwei kleine Geschichten, die ich als Kind schon immer sehr toll fand. VIelleicht teilt ihr die Meinung ja

Einsam am Heiligen Abend

Jedesmal wenn Weihnachten kommt, muß ich an Herrn Sörensen denken. Er war der erste Mensch in meinem Leben, der ein einsames Weihnachtsfest feierte, und das habe ich nie vergessen können.

Herr Sörensen war mein Lehrer in der ersten Klasse. Er war gut, im Winter bröselte er sein ganzes Frühstücksbrot für die hungrigen Spatzen vor dem Fenster zusammen. Und wenn im Sommer die Schwalben ihre Nester unter den Dachvorsprung klebten, zeigte er uns die Vögel, wie sie mit hellen Schreien hin und her flogen. Aber seine Augen blieben immer betrübt.

Im Städtchen sagten sie, Herr Sörensen sei ein wohlhabender Mann. „Nicht wahr, Herr Sörensen hat Geld?" fragte ich einmal meine Mutter. „Ja, man sagt's." - „Ja … ich hab' ihn einmal weinen sehen, in der Pause, als ich mein Butterbrot holen wollte …"

„Herr Sörensen ist vielleicht so betrübt, weil er so allein ist", sagte meine Mutter. „Hat er denn keine Geschwister?" fragte ich. „Nein - er ist ganz allein auf der Welt…"

Als dann Weihnachten da war, sandte mich meine Mutter mit Weihnachtsbäckereien zu Herrn Sörensen. Wie gut ich mich daran erinnere. Unser Stubenmädchen ging mit, und wir trugen ein großes Paket, mit rosa Band gebunden, wie die Mutter stets ihre Weihnachtspäckchen schmückte.

Die Treppe von Herrn Sörensen war schneeweiß gefegt. Ich getraute mich kaum einzutreten, so rein war der weiße Boden. Das Stubenmädchen überbrachte die Grüße meiner Mutter. Ich sah mich um. Ein schmaler hoher Spiegel war da, und rings um ihn, in schmalen Rahmen, lauter schwarzgeschnittene Profile, wie ich sie nie vorher gesehen hatte.

Herr Sörensen zog mich ins Zimmer hinein und fragte mich, ob ich mich auf Weihnachten freue. Ich nickte. „Und wo wird Ihr Weihnachtsbaum stehen, Herr Sörensen?" - „Ich? Ich habe keinen, ich bleibe zu Hause."

Und da schlug mir etwas aufs Herz beim Gedanken an Weihnachten in diesem „Zuhause". - In dieser Stube mit den schwarzen kleinen Bildern, den schweigenden Büchern und dem alten Sofa, auf dem nie ein Mensch saß - ich fühlte das Trostlose, das Verlassene in dieser einsamen Stube, und ich schlug den Arm vors Gesicht und weinte.

Herr Sörensen zog mich auf seine Knie und drückte sein Gesicht an meines. er sagte leise: „Du bist ein guter, kleiner Bub." Und ich drückte mich noch fester an ihn und weinte herzzerbrechend.

Als wir heimkamen, erzählte das Stubenmädchen meiner Mutter, ich hätte „gebrüllt".

Aber ich schüttelte den Kopf und sagte: „Nein, ich habe nicht gebrüllt. Ich habe geweint. Und weißt du, ich habe deshalb geweint, weil nie jemand zu Herrn Sörensen kommt. Nicht einmal am Heiligen Abend…"

Später, als wir in eine andere Stadt zogen, verschwand Herr Sörensen aus meinem Leben. Ich hörte nie mehr etwas von ihm. Aber an jenem Tag, als ich an seiner Schulter weinte, fühlte ich, ohne es zu verstehen, zum ersten Male, daß es Menschen gibt, die einsam sind. Und daß es besonders schwer ist, allein und einsam zu sein an Weihnachten.

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 21.12.2009 00:03.

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Re: Adventsrätsel

von Emma am 20.12.2009 23:59

Was War das Fest

Der kleine Junge hockte auf dem Fußboden und kramte in einer alten Schachtel, aus der er einiges zutage förderte, ein paar Röllchen schmutzige Nähseide, ein verbogenes Wägelchen und einen silbernen Stern. Was ist das? fragte er und hielt den Stern hoch in die Luft. Die Küchenmaschinen surrten, der Fernsehapparat gab Männergeschrei und Schüsse von sich, vor dem großen Fenster bewegten sich die kleinen Stadthubschrauber vorsichtig auf und ab. Der Junge stand auf und ging unter die Neonröhre, um den Stern, der aus einer Art von Glaswolle bestand, genau zu betrachten.

Was ist das? Fragte er noch einmal. Entschuldige, sagte die Mutter am Telefon, das Kind plagt mich, ich rufe dich später noch einmal an. Damit legte sie den Hörer hin, schaute herüber und sagte: Das ist ein Stern. Sterne sind rund, sagte der kleine Junge. Zeig mal, sagte die Mutter und nahm dem Jungen den Stern aus der Hand. Es ist ein Weihnachtsstern, sagte sie. Ein was? Fragte das Kind. Jetzt hab' ich es satt, schrie der Mann auf der Fernsehscheibe und warf seinen Revolver in den Spiegel, was beträchtlichen Lärm verursachte. Die Mutter drückte auf eine Taste, der Lärm hörte auf, und das Bild erlosch.

Etwas von früher, sagte sie in die Stille hinein. Von einem Fest. Was war das für ein Fest? Fragte der kleine Junge. Ein langweiliges, sagte die Mutter schnell. Die ganze Familie stand in der Wohnstube um einen Baum herum und sang Lieder, oder die Lieder kamen aus dem Fernsehen, und die ganze Familie hörte zu. Wieso um einen Baum? sagte der kleine Junge, der wächst doch nicht im Zimmer. Doch, sagte die Mutter, das tat er, an einem bestimmten Tag im Jahr. Es war eine Tanne, die man mit brennenden Lichtern oder mit kleinen bunten Glühbirnen besteckte und an deren Zweige man bunte Kugeln und glitzernde Ketten hängte.

Das kann doch nicht wahr sein, sagte das Kind. Doch, sagte die Mutter, und an der Spitze des Baumes befestigte man den Stern. Er sollte an den Stern erinnern, dem die Hirten nachgingen, bis sie den kleinen Jesus in seiner Krippe fanden. Den kleinen Jesus, sagte das Kind aufgebracht, was soll denn das nun wieder sein?

Das erzähle ich dir ein andermal, sagte die Mutter, die sich an die alte Geschichte erinnerte, aber nicht genau. Der Junge wollte aber von den Hirten und der Krippe gar nichts hören. Er interessierte sich nur für den Baum, der im Zimmer wuchs und den man verrückterweise mit brennenden Lichtern oder mit kleinen Glühbirnen besteckt hatte. Das muß doch ein schönes Fest gewesen sein, sagte er nach einer Weile.

Nein, sagte die Mutter heftig. Es war langweilig. Alle hatten Angst davor und waren froh, wenn es vorüber war. Sie konnten den Tag nicht abwarten, an dem sie dem Weihnachtsbaum seinen Schmuck wieder abnehmen und ihn vor die Tür stellen konnten, dürr und nackt. Und damit streckte sie ihre Hand nach den Tasten des Fernsehapparates aus. Jetzt kommen die Marspiloten, sagte sie. Ich will aber die Marspiloten nicht sehen, sagte der Junge. Ich will einen Baum, und ich will wissen, was mit dem kleinen Sowieso war. Es war, sagte die Mutter ganz unwillkürlich, zur Zeit des Kaisers Augustus, als alle Welt geschätzt wurde.

Aber dann erschrak sie und war wieder still. Sollte das alles noch einmal von vorne anfangen, zuerst die Hoffnung und die Liebe und dann die Gleichgültigkeit und die Angst? Zuerst die Freude und dann die Unfähigkeit, sich zu freuen, und das Sichloskaufen von der Schuld? Nein, dachte sie, ach nein. Und damit öffnete sie den Deckel des Müllschluckers und gab ihrem Sohn den Stern in die Hand. Sieh einmal, sagte sie, wie alt er schon ist, wie unansehnlich und vergilbt. Du darfst ihn hinunterwerfen und aufpassen, wie lange du ihn noch siehst. Das Kind gab sich dem neuen Spiel mit Eifer hin.

Es warf den Stern in die Röhre und lachte, als er verschwand Aber als es draußen an der Wohnungstür geklingelt hatte und die Mutter hinausgegangen war und wiederkam, stand das Kind wie vorher über den Müllschlucker gebeugt. Ich sehe ihn immer noch, flüsterte es, er glitzert, er ist immer noch da.

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